Salz
Technische Universität München

Zwischenbericht 2023

In Entsalzungsanlagen und bei der Kaliproduktion entstehen weltweit jährlich 6806 Millionen Tonnen Salz als Abfall. Ziel des Forschungsprojektes ist es, das Abfallprodukt Salz als Ausgangsstoff für Baumaterialien zu nutzen. Die Forschung soll zeigen, wie sich die Verwendung von Salz in Kombination mit verschiedenen Bindemitteln, Stützstrukturen (Bewehrungen), Additiven sowie Herstellungsverfahren und Oberflächenbehandlungen auf relevante Baustoffeigenschaften (insbesondere Festigkeit und Steifigkeit) und die humanitäre Gesundheit (Mineralienanreicherung der Atemluft durch salzhaltige Baustoffoberflächen) auswirkt. Das Ziel des Projektes ist es, eine Grundlage für den Einsatz von Salz als Baustoff für  Wand- und Verkleidungselemente in Gebieten mit geringen relativen Luftfeuchten zu schaffen.

Die erste Phase des Forschungsprojektes im Jahr 2023 widmete sich insbesondere der Entwicklung von geeigneten Bindemittel/Salz-Kombinationen sowie der Festigkeitsprüfung daraus hergestellter Probekörper. Im Rahmen des Projektes wurde zuerst festgestellt, welche Salze (chem. Zusammensetzung) in Entsalzungsanlagen und der Kaliproduktion vorkommen. Diese Salze wurden dann im Labor nachgestellt und für die weiteren Materialtests verwendet. Andere Ausgangstoffe, die für die salzhaltigen Mischungen ohne Bewehrung und Zusatzstoffe ausgewählt wurden, waren Zement (CEM II/A-LL 42,5 R), Sand (CEN-Normsand gemäß DIN EN 196), Gips (CaSO4 · 2 H2O) und Lehm (Lehm-Unterputz mit Stroh). Während der Experimente wurde festgestellt, dass ein Teil des zur Mischungsherstellung benötigten Wassers aus den salzhaltigen Bindemittelmaterialien deutlich langsamer entwich wie aus dem Referenzmaterial. Als Grund hierfür ist die reduzierte physikalische und chemische Wasserbindekapazität des Salzes im Vergleich zu Zement als Bindemittel zu nennen. Daher wurden neu hergestellte Materialien in einem Klimaschrank bei lediglich 50 % relativer Luftfeuchtigkeit und 23 °C gelagert, um das Abtrocknen der Proben zu beschleunigen.

Für die Untersuchung wurden vier verschiedene Mörtelzusammensetzungen mit den folgenden Bindemittel/Salz-Verhältnissen vorbereitet: 100/0, 75/25, 50/50 sowie 25/75 (jeweils M.-%/M.-%). Jede Mörtelzusammensetzung wurde mit unterschiedlichen Mengen destillierten Wassers gemischt. Die Mischungen aus Zement als Bindemittel und Salz wiesen die besten Verarbeitungseigenschaften (Konsistenz) des Frischmörtels sowie die höchsten Festigkeiten auf. Dies ist für die spätere Anwendung zur Herstellung von Wandpaneelen zwingend erforderlich. Daher wurde Zement als Bindemittel für die weitere Bearbeitung in diesem Forschungsprojekt ausgewählt. Die weiteren Materialkombinationen (Gips-Salz, Lehm-Salz) wiesen lediglich unzureichende mechanische Eigenschaften auf, oder besaßen selbst nach 2 monatiger Lagerung bei 60 % relativer Luftfeuchtigkeit und 20 °C noch keine Verfestigung.

Bei dem Projekt vorangegangen Untersuchungen hat sich herausgestellt, dass steigenden Salzanteile in einem nachhaltigen Beton dessen Dichte erhöhen, jedoch die Druckfestigkeit senken. Zur Verbesserung der Festigkeitseigenschaften auch bei hohen Salzanteilen wurde die Wirkung unterschiedlicher erhärtender Additive (Na-Alginat und Maltodextrin) sowie der Einsatz von Stützstrukturen (Bewehrung mit Glasfasern, Polyvinylalkoholfasern sowie Jutematten) untersucht. Erste Ergebnisse hierzu zeigen, dass insbesondere die Verwendung der Additive enormes Verbesserungspotenzial aufweist.

Die Kristallisation von Salz in Zement-Salz-Materialverbünden hängt stark von der Oberflächengeometrie und den Lagerbedingungen ab. Die Zugabe von Salz beeinflusst die Oberflächenstruktur und die Kristallisation beginnt mit der Keimbildung bei einer bestimmten Temperatur und Feuchtigkeit. Um das optimale Verhältnis für salzbasierte nachhaltige Betone zu bestimmen, wurden und werden derzeit die Einflüsse unterschiedlicher Lagerungsbedingungen und Oberflächengeometrien auf die Kristallbildung systematisch untersucht.

Projektstandort: Technische Universität München, School of Engineering and Design, Lehrstuhl für Werkstoffe und Werkstoffprüfung im Bauwesen, Prof. Dr.-Ing. Prof. h.c. Christoph Gehlen, Stellvertretende Institutsleitung:  Dr.-Ing. Thomas Kränkel, Franz-Langinger-Straße 10, 81245 München

Forschende Post-Doc-Stelle und Projektleitung:  Dr.-Ing. Vesna Pungerčar

Projektdauer: 2023-2026

Verwendete Bewehrung
Hergestellte Zement-Salz Zylinder mit Additiven
Herstellung der Probekörper
Lehm-Salz-Probekörper
Oberfläche von Zement-Salz
Ausgangstoff Gips-Salz
Ausgangstoff Lehm-Salz
Ausgangstoff Zement-Salz
Gips-Salz-Probekörper

Biomatter Building Parts - Untersuchung des Verbunds von Chitosan‐Biopolymerfolien und Weidenfilament für nachhaltige Bauteile
Universität Kassel

2021 - 2022

Im Projekt Biomatter Building Parts wurden Untersuchungen zur Herstellung und zum Formverhalten von mit Weidenfilament verstärkten Biopolymerfolien auf Chitosanbasis durchgeführt. Chitosan kann aus Chitin hergestellt werden, das als Abfallprodukt bei der Verarbeitung von Schalentieren und der industriellen Insektenzucht anfällt. Aus diesem Stoffstrom ergibt sich ein Forschungsbedarf für neue Techniken zur Weiterverwendung und für Anwendungsmöglichkeiten von Chitosanen. Die durchgeführten Untersuchungen sollten systematische Grundlagen für die Entwicklung architektonischer Bauteile liefern. Ziel des Projektes war es, einen neuen nachhaltigen Materialverbund zu schaffen, der das Potenzial hat, erdölbasierte Verbundwerkstoffe zu ersetzen.

Biomatter Building Parts konzentrierte sich zunächst auf die Fragen, welche Chitosane (Krebstierchitosane, Insektenchitosane oder Pilzchitosane) sich für die Herstellung von Folien eignen und mit welchem Verfahren der Materialverbund mit Weidenfilamenten hergestellt werden kann. Weiterhin sollten die strukturellen Eigenschaften der entstehenden Folien charakterisiert werden.

Näher untersucht wurden Chitosane aus Krabbenschalen und Pilzen, die sich aufgrund ihrer Materialeigenschaften besonders gut für das Projekt eignen. Die Extrudierbarkeit von Chitosanhydrogelen und ein Materialverbund durch Aufbringen von Weidenfilamenten wurden ebenfalls untersucht. Hierfür wurden spezielle Roboterwerkzeuge entwickelt.

Mittels strukturellen Versuchen, die in Zusammenarbeit mit dem Fachgebiet Trennende und Fügende Fertigungsverfahren durchgeführt wurden, konnte die Zugfestigkeit sowohl von reinen Chitosanfolien als auch von mit Weidenfilamenten verstärkten Chitosanfolien bestimmt werden.

Anschließend wurden die gestalterischen Möglichkeiten untersucht, indem Weidenfilament in verschiedenen Geometrien ähnlich einem 3D-Druckprozess mittels robotergestützter Applikationstechnik auf die Folien aufgebracht wurde. Der beim Trocknen der Membranen auftretende Verformungsprozess wurde analysiert und über die Anpassung des Holzfilamentlayouts gesteuert.

Das Projekt entwickelte robotergefertigte Materialverbünde aus Chitosanen mit Weidenfilamenten, die sowohl ästhetisch ansprechend sind als auch eine sehr hohe Zugfestigkeit aufweisen. Damit wurden systematische Grundlagen für den Entwurf, die automatisierte Fertigung und die Anwendung für großmaßstäbliche Architekturbauteile geschaffen. Weiterer Forschungsbedarf besteht in der Übertragung der bisherigen Forschungsergebnisse in einen größeren Maßstab und der Funktionalisierung der Werkstoffe für architektonische Anforderungen.

Projektstandort: Universität Kassel, Universitätsplatz 9, 34109 Kassel, Forschende Stelle Experimentelles und Digitales Entwerfen und Konstruieren, Prof. Philipp Eversmann

Projektdauer: 2021-2022

Auf dem Weg zu synthetisiertem Holz: Maßgeschneiderte textile Profilvorformen aus Flachsfasern und Bioharz zur Gestaltung von Bioverbundstrukturen
Universität Stuttgart

2021 - 2022

In diesem Projekt wird untersucht, wie die Herstellung von maßgeschneiderten Profilen aus Flachsgeweben, die mit einer biobasierten Matrix laminiert sind, neue Möglichkeiten und Perspektiven für die verstärkte Verwendung von de in der Architektur bieten könnte.

Bis zu diesem Zeitpunkt wurde die Verwendung von Naturfasern in der Architektur hauptsächlich mit der primitiven Volksarchitektur in Verbindung gebracht. Doch die neue Kategorie der Bioverbundwerkstoffe - Naturfaserverstärkte Polymere (wie die in diesem Projekt verwendeten) - zeigt sie aus einer völlig neuen Perspektive, die den normalen Endnutzern und manchmal sogar Architekten und Ingenieuren noch nicht bekannt ist.

Sobald Naturfasertextilien (in diesem Fall aus Flachs) zu dauerhaften Bioverbundbauteilen verarbeitet sind, ähneln sie aufgrund ihrer faserigen Beschaffenheit synthetischem Holz. Sie könnten für jede Funktion in der Architektur verwendet werden und potenziell Holzelemente in verschiedenen Anwendungen ersetzen, die von Trennwänden im Innenbereich bis hin zu tragenden Strukturelementen wie Balken, Säulen und ganzen Schalensystemen reichen.

Abgesehen davon gibt es aber auch Szenarien, in denen die Verwendung von Bioverbundelementen nachhaltiger und wirtschaftlicher sein könnte als die von Holz. Dies gilt insbesondere für alle Konstruktionen, die auf frei geformten Holzbalken basieren. Die Herstellung solcher Balken aus Holz ist relativ kompliziert und führt zu Materialverlusten. Beim automatisierten Preforming von Naturfasertextilien hingegen würde die Herstellung von frei geformten, gekrümmten oder verdrehten Bioverbundwerkstoffprofilen den gleichen Arbeitsaufwand erfordern wie bei geraden Profilen.

Folglich kann die Implementierung selbst minimaler Anpassungsoptionen in den automatisierten Preforming Prozess die Designmöglichkeiten innerhalb des Standardproduktionsprozesses von Biokompositprofilen radikal erhöhen. Darüber hinaus bleibt der Herstellungsprozess additiv und Materialverluste werden reduziert.

Wie kann synthetisches Holz aus Naturfasern das architektonische Design der Zukunft gestalten? 

Das Projekt gibt eine Antwort auf diese Fragen, indem es den Entwurfs- und Herstellungsprozess vorstellt, der zur Realisierung eines strukturellen Demonstrators mit tragenden Bioverbundprofilen führte. Der Demonstrator dient als Proof-of-Concept für das vorgeschlagene Design Framework, das auf dem Konzept der automatisierten Produktion von textilen Preforms aus Naturfasern für maßgeschneiderte Biokompositprofile basiert.

Projektstandort:
Universität Stuttgart, Institut für Tragkonstruktionen und Konstruktives Entwerfen (ITKE)
Abteilung Biobasierte Materialien und Stoffkreisläufe in der Architektur (BioMat)
Keplerstraße 11, 70174 Stuttgart

Projektdauer: 04.2021 – 03.2022
Project leader, seminar tutor: M.Sc. Piotr Baszyński
Seminar Examiner: Jun.-Prof. Dr.-Ing. M.Eng. Arch. Hanaa Dahy
Student Assistants: Vanessa Costalonga Martins, Mykola Tsyharin, David Schadwill,
Seminar Students: Ann-Marie Klar, Elena Grimbacher, Mathilde Josse, Mykola Tsyharin,
David Schadwill, Alina Engel, Anna Prokhorenko, Alina Mykhaylova,
Laura Andrea Hurtado, Irene Calero Pages, Muhammed Ali Vural
Technical support: Michael Schneider

Cotton Dust - new textile Surfaces
Svenja Boissel und Lil Petersen

2021 - 2022

Das Forschungsprojekt Cotton Dust - new textile Surfaces setzt sich mit der Verwendung und Verarbeitung von Baumwoll-Flusen auseinander, die als staub-ähnliche Abfallprodukte tagtäglich in großen Mengen in der Textilindustrie anfallen. Der Großteil der Flusen fällt in Frottierwebereien an. Zwei bis fünf Tonnen jährlich in nur einer Weberei. Diese Flusen gelten als Endpunkte der textilen Produktionskette, ohne dass es bisher Ideen für eine nachhaltige Wiederverwertung gäbe. Wir haben in dem vermeintlichen Müll einen neuen Ausgangspunkt für die Gestaltung innovativer, textiler Oberflächen gefunden.

In der Regel werden Reste aus der Textilindustrie – wenn überhaupt – zu Downcycling-Produkten weiterverarbeitet. Wir streben das Gegenteil an: Unser Fokus ist Upcycling! Wir als Designerinnen führen die Baumwoll-Flusen wieder in den textilen Produktionskreislauf zurück und gestalten so die komplette Wertschöpfungskette von Textilien mit.

Cotton Dust hat sich vor allem der Frage gewidmet, wie unter Berücksichtigung spezifischer Materialeigenschaften neue Flächen sowohl aus Monomaterial, als auch aus Kombinationen von Geweben entstehen können. Unser Ausgangspunkt und Fokus war dabei stets die textile Raumausstattung. 

Für die Umsetzung haben wir die Maschinen des Sächsischen Textil Forschungsinstituts in Chemnitz genutzt.

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Cotton Dust - new textile Surfaces
Cotton Dust - new textile Surfaces
Cotton Dust - new textile Surfaces
Cotton Dust - new textile Surfaces

Breathe IN / Breathe OUT
Moritz Maria Karl, Vlasta Kubusova

2019 - 2021

Baumaterialien werden primär durch visuelle und haptische Eigenschaften beurteilt, geruchliche Eigenschaften rangieren an untergeordneter Stelle. Jedoch besitzt gerade Geruch eine zentrale Rolle in der emotionalen Akzeptanz eines Materials und bestimmt maßgeblich dessen Aufforderungscharakter. 

Der Geruch von organischem Biokunststoff ist wenig erforscht. Es gab bislang keine sinnliche Vorstellung davon, ob und wie dieses Material ein eigenes Aroma entfalten kann. Im Zentrum des Projekts Breathe IN / Breathe OUT standen die Entwicklung einer Geruchsbibliothek für biologisch abbaubare Biokunststoffe und die Demonstration der erforschten Aromen in einer architektonischen Rauminstallation. 

 

Wie riecht eigentlich Bioplastik? 

Anhand des organischen Biokunststoff NUATAN wurde diese Frage untersucht. Der von crafting plastics! studio entwickelte Biokunststoff besteht aus PLA und PHA, ist erdölfrei, ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und vollständig biologisch abbaubar.

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"TXXL - Upscaling Textiles" ‐ Grobgewirke als funktionale Flächen, 2018/19

Christiane Sauer, www.formade.comsauer@formade.com 

Im Rahmen des Forschungsvorhabens TXXL-Upscaling Textiles wurden die Potentiale der textilen Verfahrenstechnik Grobwirken für funktionale architektonische Innenraum-Elemente anhand von Materialstudien und Demonstratoren getestet. Das Grobwirken stellt eine Sonderform der Wirktechnik dar, mit der garnartige Elemente bis zu einem Durchmesser von 30 mm Materialstärke verarbeitet werden können. Es lassen sich flexible Flächen mit einer Stärke von bis zu 3 cm und einer Breite von 1 Meter in freien Längen von der Rolle herstellen. So kann diese textile Technologie in einem Maßstab, der architektonischen Werkstoffen entspricht, eingesetzt werden. Grobwirken wurde bislang meist im Bereich der technischen Anwendungen z.B. für Geotextilien in der Böschungssicherung eingesetzt. Die Herausforderung dieses Projektes war, Gestaltungsansätze zu entwickeln, die zusätzlich zu den technischen Eigenschaften auch gestalterische Ansprüche erfüllen. Im Verlauf der Testreihen wurde insbesondere auf nachhaltige und kostengünstige Konzepte für Raum-Akustik und Raum-Klimatisierung abgezielt und entsprechende Materialien wie Recyclingfasern oder Phase-Change Materialien (PCM) dahingehend untersucht. Alle Demonstratoren binden die Komponenten ausschließlich durch textile Konstruktion, durch die sich die einzelnen Elemente nach ihrem Lebenszyklus wieder sehr einfach lösen und in die Ausgangsmaterialien trennen lassen. Dies ist gegenüber herkömmlichen baulichen Elementen, bei denen funktionale Komponenten z.B. durch eine bindende Matrix oder durch Laminierung fest eingebunden sind, ein großer Vorteil.

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Critical Care. Architektur für einen Planeten in der Krise

Eine Ausstellung des Architekturzentrums Wien, AZW
im Deutschen Architektur Zentrum, DAZ, in Berlin

8. Februar - 22. März 2020

Die Präsentation der Ausstellung im DAZ wurde gefördert durch die
Fritz und Trude Fortmann-Stiftung

Anapuma Kundoo: Volontariat Home for Homeless Children, Pondicherry, India, 2010. Foto: Andres Herzog

 

Ausstellungsthema

Krise und Sorgetragen – das sind die beiden Pole des Ausstellungstitels „Critical Care“. Im Englischen steht der Begriff „critical care“ auch für Intensivstation. Jedenfalls fügt sich die vom Architekturzentrum Wien konzipierte Ausstellung gut in das Jahresthema des BDA „Reparatur und Sorge“ ein.

Die Erde also in der Notaufnahme. Menschengemachte ökologische und soziale Katastrophen drohen den Planeten unbewohnbar zu machen. Die Lage ist kritisch, und dominiert von den Interessen des Kapitals sind Architektur und Urbanismus in die Krise verstrickt.

Doch es geht auch anders, wie die Ausstellung „Critical Care“ anhand von 21 aktuellen internationalen Beispielen zeigt. Darunter: erdbebensichere und nachhaltige Dorfentwicklung in China, Überschwemmungsschutz durch traditionelle CO2-arme Bautechniken in Pakistan und Bangladesch, die vielfältige Umnutzung modernistischer Bauten in Brasilien und Europa, ein ökologischer Community Land Trust in Puerto Rico, die Revitalisierung historischer Bewässerungssysteme in Spanien sowie neue Konzepte für öffentliche Räume und durchmischte Stadtquartiere in Wien, London und Nairobi.

 

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Schaumhaus. Schaum als raumbildendes Material

2019 - 2020

Forschungsprojekt am Institut für Baukonstruktion, Lehrstuhl 2, Fakultät für Architektur und Stadtplanung, Uni Stuttgart unter Leitung von Prof. Martin Ostermann

Schaum ist eine Vielzahl von aneinanderhaftenden gasförmigen Bläschen, die von festen oder flüssigen Wänden eingeschlossen sind. Schaum hat keine Kanten, mehr noch keine festen Umrisse, keine beschreibbare Form. Er ist vergänglich, unbeständig, porös, löst sich auf. Schaum gibt auf Druck nach, ist leicht und weich. Seine Struktur ist richtungslos, er ist frei formbar und bearbeitbar. Das Berühren von Schaum wird als unangenehm empfunden. Er reagiert unvorhersehbar, reflektiert Schall in alle Richtungen, dämpft und dämmt.

Während herkömmliche Baumaterialien wie Stein, Beton, lackiertes Holz, Putz etc. sich fast ausschließlich kalt anfühlen, strahlen geschäumte Oberflächen Wärme aus. Die Energie kommt vom menschlichen Körper und reflektiert auf diesen zurück.

 

 

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Foto: © Prof. Martin Ostermann, Universität Stuttgart

Strukturen aus Myzelium für den Innenraum

2019 - 2020

Forschungsprojekt und künstlerische Installation von Jonas Edvard, Industriedesigner, Kopenhagen

Ziel dieses Projektes ist es, das Potenzial von Myzelium als schnell erneuerbaren, regenerativen und erschwinglichen, kohlenstofffreien Baustoff zu erforschen, zu bewerten und flächendeckend zu erschließen. Es soll die Akzeptanz von Myzelium als Baumaterial durch Anwendungen, die vielfältige sensorische Erfahrungen im Innenraum ermöglichen, voranbringen.

Myzelium ist ein hervorragendes Material zur Herstellung akustikabsorbierender Bauelemente und könnte neue Möglichkeiten für den Innenraumausbau bieten. Nach einer Testphase folgt eine Analyse der passenden Materialform zur effizienten und flächendeckenden Verarbeitung in Gebäudeinnenräumen. Abschließend können Aussagen zu konkreten Einsatzorten getroffen werden.

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Jonas Edvard Workshop. Foto: © Jonas Edvard

Forschungsprojekt "Bauen mit Salz"

2019 - 2020

Ein Forschungsprojekt am Lehrstuhl für Baukonstruktion und Baustoffkunde der TU München unter der Leitung von Prof. Dipl.-Ing. Florian Musso.

Grundlage 

Ausgangspunkt für das Forschungsvorhaben sind die Überlegungen, dass laut UNESCO fast die Hälfte der Weltbevölkerung in Gebieten leben, in denen es mindestens in einem Monat pro Jahr zu wenig Wasser gibt. Derzeit betrifft der Wassermangel etwa 3,6 Milliarden Menschen. Eine Lösung diese Wasserknappheit zu bewältigen, ist Meerwasser zu entsalzen. Schon heute arbeiten auf der Welt rund 19.000 Entsalzungsanlagen, die Trinkwasser aus Meerwasser gewinnen und das entzogene Salz ins Meer zurückführen. Allein in den Vereinigten Arabischen Emiraten sind das ungefähr 120 Millionen Tonnen Salz pro Jahr. Dieser erhöhte Salzgehalt im Meer bedroht Fischbestände, Korallen und Wasserpflanzen.

Um dieser Problematik entgegenzuwirken, sollen die Möglichkeiten untersucht werden, Salz als neues Baumaterial für architektonische Anwendungen einzusetzen. 

 

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Salzmaterialverbindungen
Probekörper - Oberfläche (Ausblühungen). Foto: © TUM EBB.

Forschungsprojekt "BREATHE IN / BREATHE OUT - NUATAN.
Exploring scents of future materials."

2019 - 2020

Ein Forschungsprojekt von crafting plastics! studio, Vlasta Kubušová, Berlin und OFFICE MMK, Moritz Maria Karl, Berlin

Der Geruch von organischem Bioplastik ist kaum erforscht und es werden keine Aromen mit dem Material verbunden. Im Zentrum dieses Projektes steht die Entwicklung einer einzigartigen Geruchsbibliothek für organisches Bioplastik und die Überführung der erforschten Aromen in ein Baumaterial aus Bioplastik, ein „Proust Skin“. Das Projekt ist eine transdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen crafting plastics! studio und OFFICE MMK in enger Kollaboration mit Geruchs-, Material- und Neurowissenschaftlern.

 

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Nuatan. Foto: © Vlasta Kubusova / Moritz Maria Karl

Forschungsprojekt "Upscaling Textiles ‐ Supergrobe Gewirke als funktionale Flächen"

2017 - 2018

Christiane Sauer, Architektin und Professorin für Material und Entwurf im räumlichen Kontext, untersucht mit dem Forschungsprojekt "Upscaling Textiles ‐ Supergrobe Gewirke als funktionale Flächen" die Möglichkeiten, technische Textilien bzw. ihre Herstellungsverfahren für architektonische Anwendungen zu erschließen. Mit einer entsprechenden Maschine sollen lineare Stränge aus unterschiedlichsten Materialkombinationen zu textilen „Matten“ im Gebäude-Maßstab verarbeitet und mit verschiedenen Funktionen, beispielsweise zur Verbesserung der Akustik oder des Raumklimas, belegt werden. Das Projekt wurde im Rahmen der Ausschreibung 2016/17 „Kostengünstige Baustoffe und Konstruktionsweisen für den Wohnungsbau“ vom Kuratorium der Fritz und Trude Fortmann-Stiftung für die Förderung durch die Stiftung ausgewählt.

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Mittels spezieller Wirktechnik werden Garnstränge aus flexiblen Materialien mit verschiedenen Eigenschaften schnell und kostengünstig zu großen Flächen verbunden. Fotos: STFI / Christiane Sauer

Forschungsprojekt "NAVAPA - Nachhaltige Verbundbauteile aus Papierwerkstoffen"

2017 - 2018

Das Forschungsprojekt "NAVAPA - Nachhaltige Verbundbauteile aus Papierwerkstoffen" von Dr. Stephan Schütz von der Bauhaus-Universität Weimar ist durch das Stiftungskuratorium im Rahmen der ersten Ausschreibung 2016/17 "Kostengünstige Baustoffe und Konstruktionsweisen für den Wohnungsbau" für eine Förderung durch die Fritz und Trude Fortmann-Stiftung ausgewählt worden. Die Arbeit verfolgt das Ziel, für bislang vorrangig in der Verpackungsindustrie eingesetzte Wabenplatten aus recyceltem Papier neue Anwendungsgebiete in der Architektur zu erschließen. So sollen mit gefalteten Wabenplatten ökologisch nachhaltig, materialsparend und energieeffizient produzierbare Wandelemente als kostengünstige und recyclingfähige Alternative zu konventionellen Metall-Ständerwänden für den Innenausbau entwickelt und untersucht werden.

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Bauteile aus Wabenplatten. Foto: Stephan Schütz / Bauhaus-Universität Weimar

Forschungsprojekt "Dachaufbauten"

2017 - 2018

Das Forschungsprojekt "Dachaufbauten" wurde im Rahmen der Ausschreibung 2016 „Kostengünstige Baustoffe und Konstruktionsweisen für den Wohnungsbau“ vom Kuratorium der Fritz und Trude Fortmann-Stiftung für die Förderung durch die Stiftung ausgewählt. Konrad Freymann, Jakob Grave und Simon Madlener, Absolventen und Studenten der Fachbereiche Bauingenieurwesen, Wirtschaftsingenieurwesen und Architektur der TU Berlin, untersuchen die Potentiale verschiedener Materialien und Konstruktionsweisen für innerstädtische Wohnraumschaffung durch Dachaufbauten. In Verbindung mit innovativen digitalen Planungs- und Fertigungsprozessen soll für diese meist durch kostenintensive Einzellösungen geprägte Bauaufgabe nach kostengünstigeren und damit sozial verträglicheren Möglichkeiten gesucht werden.

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Masterarbeit "Neue Baustoffe und Trends in der Tragwerksplanung"

2016

Die Masterarbeit "Neue Baustoffe und Trends in der Tragwerksplanung" am Institut für Bauingenieurwesen der TU Berlin wurde als Pilotprojekt durch die Fritz und Trude Fortmann-Stiftung gefördert. Sie zeigt in einem geschichtlichen Abriss anhand verschiedenster Beispiele, dass die Geschichte des Bauens auch eine Geschichte der Werkstoffe mit oft wiederkehrenden Trends und Moden ist. Die Arbeit wurde im Mai 2016 abgeschlossen.